Geschichte

Entstehung der Zwerg-Langschan

Dazu auszugsweise ein Bericht des Erzüchters Johannes Herrmann 1921 im „Handbuch der Zwerghuhnzüchter“ von Paul Trübenbach:

Es war zur Zeit der Wintersonnenwende des Jahres 1902, als ich mit meinem jüngeren Bruder den Plan, Zwerglangschan herauszuzüchten, entwarf. Steil und dornenvoll erschien der Weg, dadurch aber gewann die Idee an Reiz. Keine lebende Seele wurde in das Geheimnis eingeweiht, umso größer sollte die Überraschung sein. Zwar erbat ich die Ansicht mehrerer Autoritäten über die voraussichtliche Aufnahme einer solchen Rasse. Die Antwort war wenig ermutigend. Auch dadurch ließen wir uns nicht abschrecken und beschlossen nicht eher zu ruhen, bis die ersten Männer der Geflügelzucht den Zwerglangschan ihre Anerkennung zollen würden.

Schon im kommenden Frühjahr bekam ein recht feiner, schwarzer Zwergcochinhahn eine kurz-schwänzige, rosenkämmige Bantamhennen gleicher Farbe und brachten 40-50 Küken. Das Äußere der Nachzucht befriedigte nicht und ließ viel zu wünschen übrig. Der Cochinhahn vererbte Federfüße und gelbe Fußsohlen, die Bantamhennen zeigten ihr Blut durch Rosenkämme, eckige Figuren und weiße Ohrscheiben. Sie waren hässlich wie die Nacht.

Im kommenden Jahr ruhte die Zucht. 1905 wurden die besten Kreuzungshennen mit einem leichten, gutgeformten Langschanhahn verpaart und eine feinrassige Zwergcochinhenne zu einem hochge-stellten, silberfarbigen Landzwerghahn gebracht. Die Nachzucht des ersten Stammes zeigte befrie-digende Fortschritte, wenn auch von einer aufsteigenden Rückenlinie noch keine Rede sein konnte.

Der Rosenkamm und die bläulich-weißen Ohrscheiben  verschwanden vollständig und von den Federbeinen blieben nur noch winzige Stoppeln. Der zweite Stamm brachte kleinere Nachkommen mit guten Kämmen und Ohrscheiben, aber die befiederten Läufe, die gelben Fußsohlen und die mangelhafte Rückenform konnten nicht befriedigen. Die Silberfarbe des Vaters machte sich beson-ders bei den Junghähnen breit. Eine neue Blutzufuhr fand einstweilen nicht statt, das vorhandene Material bot Auswahl in Fülle, und nach den Regeln der Linienzucht ließ sich mit gutem Erfolg weiterarbeiten. Das gesteckte Ziel rückte immer näher.

Ostern 1909 siedelte ich nach Wedel in Holstein über und nahm die besten Zwerglangschan mit. Im Sommer 1910 lernten viele Geflügelfreunde der Hamburger Gegend auf der Ausstellung im Zoo-logischen Garten die Zwerglangschan kennen und bewundern, und waren von dem plötzlichen Auftauchen der neuen Rasse freudig überrascht und nicht genug Worte des Lobes zu finden vermochten. Dem Altmeister Marten war es vergönnt, die Tierchen zu richten, er geizte nicht mit der Anerkennung und gab hohe Preise.

Die Fachpresse brachte Worte der Anerkennung und auch die Tageszeitungen schrieben über die Zwerglangschan. Von der Zeit an hat die Zucht der eleganten, schwarzen Gesellen einen rapiden Fortschritt gemacht, immer näher kamen sie dem Ideale.

Im Herbst 1911 kam ein schnittiger, birkenfarbiger Zwergkämpferhahn, der im kommenden Frühjahr eine hochrassige, voll fedrige Zwerglangschanhenne zum Weibe erhielt. Die erste Nachzucht zeigte einen vorzüglich geformten, hochgestellten, allerdings starkknochigen Körper. Bis auf eine feine Henne, die einem reinrassigen Zwerglangschan beigegeben wurde.

Der beste Hahn daraus brachte in die Zucht die elegante hohe Stellung und den feinen Knochenbau und verwandelte das lockere Gefieder in einen eng anschliessenden Rock mit schönem Glanz. Die Zutraulichkeit stieg und der Körper wurde kleiner.

Seine Nachkommen gewannen die höchsten Preise.

 

Geschichtliches im Ablauf der Jahre

1902 – Der Lehrer Johannes Heermann beschließt, die bisher nur als Großrasse vorhandenen Lang-schan, als Zwerghühner zu erzüchten.

1910 – Im Sommer werden erstmals Zwerg-Langschan auf einer Schau im Zoologischen Garten in Hamburg vorgestellt.

         – Auf der Junggeflügelschau in Hannover werden die Zwerg-Langschan als erste Zwerghuhn-rasse, die in Deutschland aus einer              Großrasse erzüchtet wurde, anerkannt.

         – Es wird dort sogleich auch der Sonderverein (SV) der Zwerg-Langschan Züchter gegründet.

            Dessen Vorsitz übernimmt der Erzüchter der Rasse Johannes Heermann, damals wohnhaft in Hamburg-Wedel.

1919 – Der SV wird Mitbegründer des Verbandes der Zwerghuhnzüchter (VZV)

1920 – Ludwig Schlüter aus Ibbenbüren wird 1. Vorsitzender

1929 – Den Vorsitz übernimmt Christian Scheiding aus Hannover bis zum kriegsbedingten Stillstand  im SV.

1935 – Dem SV wird als erster Verein der Zwerghuhnzüchter eine Musterbeschreibung genehmigt.

1953 – In der DDR schließen sich die Zwerg-Langschan mit den Langschan zu einer Spezialzuchtgemeinschaft (SZG) zusammen, unter den Vorsitz von Walter Buch, Alsleben. 

1954 – Durch Christian Scheiding und einige verbliebene Züchter erfolgt die Wiedergründung des SV in Hannover.

1955 – Hans Konze, Rietberg übernimmt den Vorsitz und führt den SV in eine erfolgreiche Zukunft

1957 – Einige Züchter gründen unter den Vorsitz von Richard Reinel, Plauen eine eigene SZG.

1964 – Unter Mithilfe des SV wird in Dänemark der „Danske Langshan Klub“ gegründet.

1969 – Mit der Veröffentlichung des neuen Standards heißen die Zwerge offiziell nun „Deutsche Zwerg-Langschan“.

1970 – Die eigenständige SZG schließt sich wieder  der gemeinsamen SZG mit den Langschan an. Vorsitzender ist Erwin Ziegenhagen, Cottbus.

         – In Rietberg/Westf. findet die 1. Sommertagung mit JHV statt.

1972 – Die 1. Hauptsonderschau (HSS) wird in Friedberg/Hessen ausgerichtet.

1977 – Siegfried Schneider, Hofgeismar wird neuer Vorsitzender.

1980 – Zum Vorsitzenden wird Fred Sandmann, Syke-Barrien gewählt.

1981 – Die Sommertagung findet in Dänemark statt.

1986 – Der SV ist auch an der Gründung des „Langshan Fokkers Speziaal Club“ in den Nieder-landen beteiligt.

1990 – Der SV und die Zwerg-Langschan Züchter der SZG gehen wieder gemeinsame Wege.

1991 – Erste gemeinsame HSS nach der Wiedervereinigung in Bad Nauheim-Schwalheim.

1995 – Dem SV wird die Betreuung der neu anerkannten Zwerg – Croad-Langschan übertragen, die aber bereits ein Jahr später einen eigenen SV gründeten und sich danach ihrem jetzigem SV anschlossen.

2004 – Wilfried Cramer, Leina wird zum Vorsitzenden gewählt.

2009 – Fred Sandmann übernimmt nochmals kommissarisch den Vorsitz.

2010 – 100jähriges Bestehen. Im Wettbewerb um den „Goldenen Siegerring“ in Hannover werden insgesamt 11 Stämme und 436 Einzeltiere in allen Farbenschlägen gemeldet.

2011 – Der Helmut Fassinger, Lautertal, übernimmt die Leitung des SV.

2017 – Die Zwerg-Langschan werden mit den Farbenschlägen schwarz, weiß, rot und blau-gesäumt

            in die sogenannte „Rote Liste“ der alten einheimischen Rassen aufgenommen und in die Kategorie II als „Stark gefährdet“ eingestuft.

2018 – Der SV unterstützt fortan den „ Verein zur Förderung junger Wissenschaftler“ (JUWIRA) durch seine Mitgliedschaft.

          Die Sommertagung findet in den Niederlanden statt.

2019 – Der SV beteiligt sich mit schwarzen Dt. Zwerg-Langschan an der Legeleistungsprüfung des WGH

2020 – Der Hochschule in Dresden werden Bruteier zur Verfügung gestellt für deren Projekt zur Forschung zu tiergenetischen Ressourcen mit  Leistungsprüfung.

2023 – Mit Thorsten Buderus, Bochum, erhält der SV einen neuen Vorsitzenden.

         – Erste gemeinsame Tierbesprechung aller Langschanrassen, zusammen mit dem SV der Langschanzüchter.